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Massenkultur, Moderne, Metropolen


Ein Gespräch mit Ethel Matala, Professorin für Neuere Deutsche Literatur an der Humboldt Universität Berlin. In ihrem Buch Der populäre Pakt untersuchte sie, wie populäre Formen – und nicht nur die sogenannte „Hochkultur“ – einen großen Anteil am Durchbruch der Moderne hatten. Ein Blick ins Feuilleton der 1920er Jahre und auf die Showbiz-Metropolen Berlin, Paris und Wien.

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Programmzettel von Victor Hollaenders: Auf, ins Metropol! Berlin, 1905, Druck, Papier, 35,00 cm x 14,10 cm Inv.-Nr./ SM 2017-00052, © Stiftung Stadtmuseum Berlin Reproduktion/ Friedhelm Hoffmann
Anzeigenseite des Programmzettels für Paradies der Frauen Berlin, 1899, Druck, Papier, 35,00 cm x 14,10 cm Inv.-Nr.: INSZEN_7590, © Stiftung Stadtmuseum Berlin Reproduktion: Dorin Alexandru Ionita, Berlin
Programmheft Lustspielhaus, 1915, Berlin Edition 01212, 1993

Programmheft Lustspielhaus, 1915, Berlin Edition 01212, 1993




Döblin: Ein Kerl muss eine Meinung haben. Berichte und Kritiken 1921-1924, dtv, 1981. S. 23f:

„Ein Licht bezeichnet das Lustspielhaus. Da spielt man Theater. Man geht über einen Hof. Und dann ist gleich auf den Weg zu den Plätzen das Foyer. Ein Essraum, ein Trinkraum. Es gefiel mir nicht. Sie saßen da, stopften sich die Backen voll, schluckten und blickten sich an. Am Buffet hatten sie alle Hände voll zu tun. Erst wenn es klingelt, stehen sie auf, wischen sich den Mund und gehen, an ihren Zähnen saugend, in den Raum. Dann kommt das Theater.
Der Raum – der Raum gefiel mir nicht. Was soll ich, geneigt zu loben, wie ich bin, an einem Raum finden, dessen Rangdecke – nur ein Rang – tief, erstickend tief auf das Parkett fällt. Und oben im Rang stützen zwei riesengroße Stuckfiguren die Decke des Hauses. Oh, solche Stuckfiguren sind schon an sich sehr zweifelhaft, aber diese sind ganz unzweifelhaft: ein Mann links blickt zu seiner Frau, die ihm einen Handkuss zuwirft. Einen Handkuss mit einer Hand von einem ganzen Meter Länge, aus einem Mund von einer solchen Breite. Über die Köpfe der Zuschauer! Die kusswerfende, kussschleudernde Person grinst dabei. Ich hätte nicht im Rang unter dieser Widerlichkeit sitzen können.
Der Vorhang ging hoch. Dann fing es an. Man kaut rechts, man kaut links. Das Pergamentpapier knattert. Von Schokolade brach man sich Stücke ab und knackte. Man schnalzte, lutschte, schmatzte, leckte. Die Kiefer mahlten. Auch ein Stück wurde gespielt. Für die Augen und für die Ohren. Die anderen Sinne waren schon beschäftigt. Man muss seine Zeit ausnützen. Ich bin dafür, sich während des Theaters auch die Nägel zu schneiden, den Mund zu spülen, da man sonst nicht dazu kommt. Für die Logen ist die Anbringung von Wasserklosetts unter Klappsitzen nicht zu verachten; es dürfte den Zulauf zu diesen Plätzen, überhaupt dem Theater erhöhen.“





Programmzettel Apollo-Theater, Friedrichstraße 218, 1901. Berlin Edition 01138




Im Unterhaltungstheater werden historische und soziale Phänomene hörbar: Das gnadenlose Rattern moderner Maschinen bringt das Publikum zur Raserei in Gioachino Rossinis Italienerin in Algier und Maury Yestons Grand Hotel.